Die Prager Künstlerfamilie Molín

Ausstellungsstück der Prager Künstlerfamilie Molin im Handwerksmuseum Deggendorf

Die Prager Künstlerfamilie Molín

Sonderausstellung 11.09. - 06.11.2016
Handwerksmuseum
11.09. - 06.11.2016

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2,00-3,00€

Über die Veranstaltung

Josef – Michal – Štěpán Molín

Anlässlich der Bayerisch – Böhmischen Kulturwoche in der Stadt Deggendorf stellt das Handwerksmuseum die Prager Künstlerfamilie Molín vor, die seit drei Generationen künstlerisch tätig ist: den Zeichner und Karikaturisten Josef Molín (*1912 †1983), seinen Sohn, den Bildhauer und Marionettenbauer Michal Molín (*1950) und seinen Enkel Štěpán Molín (*1980), der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Prag studiert.

Josef Molin (*1912 †1983) studierte  nach seiner Ausbildung zum Juristen Kunst an der Kunst-Akademie in Prag. Nach nur zwei Jahren teilten ihm seine Professoren mit, dass aufgrund seines Könnens ein weiteres Studium für ihn Zeitverschwendung sei und er an der Akademie unterrichten könne. Doch Josef Molín bevorzugte die Laufbahn eines freiberuflichen Zeichners. Seit Beginn der dreißiger Jahre arbeitete als Karikaturist für viele tschechische Zeitungen und Zeitschriften. Eine pazifistische Zeichnung, veröffentlicht 1950 auf der Titelseite der Satire Zeitschrift „Dikobraz“, wurde ihm zum Verhängnis. Er wurde bespitzelt, verhaftet und mit 18 Monaten Gefängnis hart bestraft. Nach seiner Haft erhielt er fünf Jahre Berufsverbot und konnte jahrelang nicht mehr als Karikaturist arbeiten. Ein mutiger Freund stellte ihn schließlich als Werbegestalter ein. Nach und nach kehrte er in seinen ursprünglichen Beruf zurück und veröffentlichte bis an sein Lebensende in nahezu allen tschechischen Zeitschriften und Zeitungen.

Seine Zeichnungen und Aquarelle sind angesichts seiner Lebensgeschichte überraschend heiter und fröhlich. Sie offenbaren einen feinsinnigen, humorvollen Menschen, der seine Mitmenschen mitfühlend und genau beobachtet. Mit nur wenigen Strichen gelingt es ihm komplexe Situationen zu veranschaulichen und uns zum Schmunzeln zu bringen. Seine Themen sind Beziehungen zwischen Mann und Frau, Eltern und Kinder, aber auch zwischen Handwerker und Kunden, Arzt und Patienten, Schauspieler und Publikum.

Ebenso ist sein Sohn Michal Molín (*1951) künstlerisch den Menschen verpflichtet und bildet diese ab, aber er schnitzt sie als Marionetten mit ausdrucksstarken Gesichtern. Eine weitere Besonderheit ist die Kleidung, die er den Puppen selbst auf den Leib schneidert. Dadurch gewinnen sie einen sehr realistischen Ausdruck. Seine Figuren sind Handwerker, Golfspieler, Radlfahrer, Piloten. Der Schneider von Ulm, Kann hier seinen Traum vom Fliegen verwirklichen. Aber auch Figuren aus böhmischen Märchen wie der Wassermann werden thematisiert.

Michal Molin durfte wegen der politisch motivierten Verurteilung seines Vaters nicht an der Kunstakademie studieren. Er besuchte die Kunstgewerbeschule in Prag und machte dort eine Ausbildung zum Schreiner. Da er immer schon schnitzte, begann er seine berufliche Tätigkeit beim Prager Puppentheater. Als „Einstellungsprüfung“ musste er einen Teufel herstellen. Er arbeitete mehrere Jahre lang am Prager Puppentheater als Marionettenbauer. In den 1990er Jahren machte er sich selbstständig. Holz ist sein Werkstoff, das er auch zu abstrakten Skulpturen gestaltet. Seine ausdrucksstarken Marionetten verzaubern Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

Der Enkel Štěpán Molín (*1980) machte zunächst eine Ausbildung zum Touristiker. Nach verschiedenen beruflichen Tätigkeiten fand er zur Malerei. Die künstlerische Begabung, die in seiner Familie liegt, setzte sich auch bei ihm durch. Seit 2013 studiert er Malerei an der Kunstakademie in Prag.

Er malt durchwegs gegenständlich und zeigt uns oft menschenleere Ansichten von Großstädten aus Industrieländern. Idyllische Ansichten werden durch Atommeiler oder rauchende Industrieanlagen gestört. Bildet er Menschen ab, dann oft aus einem humorvollen Blickwinkel. Er zeigt uns seine Umwelt atmosphärisch verdichtet, Hochhauslandschaften, verwinkelte beengte kahle Wohnhäuser, Autobahnauffahrten, Brücken-Unterführungen. Es sind moderne, technische Bauten, die er bevorzugt thematisiert.

Begleitprogramm
18.9.2016 um 11 Uhr Führung in der Ausstellung mit Dr. Rudolf Dick