Über die Veranstaltung
Schräg und exotisch, modern und farbenfroh zeigte sich die Keramik der 50er Jahre. Sie war Ausdruck eines neuen Lebensgefühls und begleitete die Jahre des Wiederaufbaus und beginnenden Wirtschaftswunders. Die Privatsammlung von Alois Harasko aus Augsburg umfasst Gebrauchs- und Zierkeramik aus dem Wohnbereich: Geschirr, Vasen, Bowlen- und Saftservice sowie Wandschmuck.
Nach den Schrecken und Entbehrungen des Zweiten Weltkriegs standen die 1950er Jahre unter den Zeichen des Wiederaufbaus und der Wohnraumbeschaffung, aber auch des kalten Kriegs und der Atombombenbedrohung. Heute erinnert man sich besonders gern an Dynamik und Schwung der Wirtschaftswunderzeit: Sie brachte neue Gebrauchsgüter in den Alltag, nachdem die dringendsten Grundbedürfnisse gedeckt worden waren.
Nach der „Fresswelle“ und der „Textilwelle“ betraf die dritte Konsumwelle der deutschen Nachkriegszeit Wohnungseinrichtungen und Hausrat. „Alles elektrisch“ war ein Schlagwort der Zeit und bis Mitte der 1950er Jahre wurde etwa die Hälfte der deutschen Haushalte neu möbliert. Auf engstem Wohnraum waren besonders Klappmöbel gefragt. Während die meisten konservative repräsentative Möbel bevorzugten, hielt die Moderne Einzug durch Tütenlampen, Kleinmöbel wie Blumenständer und die berühmten „Nierentische“. Die Vielfalt der Moderne zeigte sich zuerst in diesen Accessoires: Sie waren beweglich und leicht zu erwerben.
Die keramische Industrie erlebte in Deutschland in den 1950er Jahren einen immensen Aufschwung. Zum einen gab es nach dem Krieg einen großen Bedarf an Gebrauchsgeschirr, zum anderen erlaubte der neue Wohlstand auch die Beschaffung dekorativer Keramik: Vasen aller Art wurden beliebte Geschenke. Ein großes Angebot an Bowle und Saftservicen, Rauchersets, Portionsschälchen für Partysalate und Halter für Knabbergebäck war Ausdruck der neuen Bedeutung von Gastlichkeit und Tischkultur. Reiselust und die Neugier auf Exotisches zeigten Dekore von Wandtellern, Reliefmasken und figürliche Keramik.
Asymmetrie wurde zum neuen Prinzip der Gestaltung. Fließende Formen mit moderner abstrakter Bemalung galten als typisches Merkmal der Zeit.