Das Stadtbild von Deggendorf um die Mitte des 18. Jahrhunderts hat sich in einem ganz besonderen Relief aus Silber erhalten. Wie bei einer Skyline erheben sich die markanten Türme der Pfarrkirche, der Grabkirche und des Rathauses
Das Relief zeigt die durch eine Stadtmauer eingefasste Stadt, nur durch vier Brücken über den Stadtgraben und durch die Stadttore in den Türmen erreichbar. Im Zentrum der Stadt ist der erst 1727 von Johann Michael Fischer fertig gestellte Turm der Grabkirche sichtbar, der von einer Monstranz als Zeichen der „Gnad-Wallfahrt“ bekrönt ist. Links daneben wird der Treppengiebel des Deggendorfer Rathauses mit dem Rathausturm sichtbar. Deutlich abgesetzt schließt sich außerhalb der Stadtbefestigung das Katharinenspital an und die erhöht von einer Mauer umgebene Stadtpfarrkirche.
Erst im 19. Jahrhundert hat man begonnen die Stadtbefestigung abzureißen, den Stadtgraben zu verfüllen und die Grundstücke zu verkaufen. Sie wurden dann nach und nach bebaut. Noch heute lässt sich am modernen Stadtbild mit der Zwingergasse und dem Stadtgraben die mittelalterliche Befestigung ablesen. Nur ein kleiner Rest der alten Stadtmauer mit dem Wehrgang hat sich erhalten.
Ursprünglich stammt das Relief aus der Grabkirche und war eine sogenannte Votivgabe. Dieses Wallfahrtsgaben aus Silber sind an sich nichts Ungewöhnliches. Die Darstellung einer ganzen Stadt ist eher selten und bezeugt einen besonderen Anlass der Stiftung, die das gesamte Gemeinwesen betroffen haben dürfte. Das Silberrelief trägt die Beschaumarke der Stadt Deggendorf und stammt damit von einem heimischen Silberschmied. Leider ist die Meistermarke so unkenntlich, dass keine genaue Werkstattangabe möglich ist.
1743 litt Deggendorf im Zuge des Österreichischen Erbfolgekrieges unter mehrmaliger Besatzung und Brände zerstörten große Teile der Stadt. In diesem Umfeld dürfte ein Anlass für die Stiftung der Votivgabe begründet sein. Das Silberrelief war ursprünglich in der Deggendorfer Grabkirche untergebracht, die bis 1992 Mittelpunkt der sogenannten „Gnad“ gewesen ist, einer Wallfahrt, die auf einer judenfeindlichen Hostienlegende beruhte. Zuletzt war das Votiv in den Tabernakel der Kapelle eines Altenheimes eingebaut und kam 2002 in das Deggendorfer Stadtmuseum als Dauerleihgabe der Katholischen Kirchenstiftung Mariä Himmelfahrt. In der neuen Dauerausstellung des Stadtmuseums wird das Silberrelief mit der Skyline Deggendorfs von 1750 wieder zugänglich sein.
Fotos: Stadtmuseum
Foto Stadtmauer: Stadtarchiv Deggendorf